Dein Lenkrad sitzt perfekt, dein Cockpit steht stabil – aber in der Hitze des Rennens spürst du: Dein Bremsverhalten fühlt sich unkontrolliert an. Der Gasfuß reagiert ruckartig oder weich, und du kämpfst ständig gegen Unregelmäßigkeiten beim Bremsen oder Beschleunigen. All das kann auf ein unsauberes Pedalsetup hindeuten.
Wenn du Pedale einstellen willst – und zwar korrekt und präzise – dann investierst du in Kontrolle, Konstanz und echtes Racing-Gefühl. Denn die Pedale sind deine Verbindung zur Maschine: Ein Millimeter zu wenig, eine falsche Deadzone oder eine ungünstige Kurve kann dich wertvolle Zehntel kosten oder Fehler in kritischen Momenten hervorrufen.
In diesem Artikel führe ich dich Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess, von der physischen Montage über Firmware/Software bis zur Feinabstimmung in Spielen wie iRacing, Assetto Corsa oder ACC. Am Ende wirst du ein Pedalsetup haben, das jeder Kontrolle, jeder Bremszone und jeder Kurve gewachsen ist.
Warum das Pedalsetup entscheidend ist
Die Rolle der Pedale im SimRacing
- Pedale definieren, wie fein du die Bremskraft dosierst und wie progressiv dein Gaspedal reagiert
- Ein schlecht eingestelltes Pedal führt zu inkonsistentem Fahrverhalten, spitzen Bremsdosierungen oder Überschwingern
- Mit perfektem Pedale einstellen bringst du dein Setup in Einklang mit deinen Reflexen und der Physik des Simulators
Typische Fehler bei ungenauen Pedal-Einstellungen
- Bremskraft wirkt zu hart oder zu weich
- Bremsen beginnt zu spät (Offset)
- Gaspedal reagiert zu empfindlich oder wirkt träge
- Dein Fuß „rutscht“ bei harten Bremsungen (Instabilität der Pedale)
- Deadzone falsch gesetzt, was kleine Bewegungen erzeugt oder ignoriert
- Inkonsequente Synchronität zwischen Firmware- und Go-Ingame-Einstellungen
Vorbereitung: Alles muss sitzen, bevor du beginnst
Bevor du mit dem Pedale einstellen loslegst, musst du die Basis schaffen. Diese Vorbereitung ist entscheidend für einen sauberen Setup-Prozess.
Physische Montage & Stabilität
- Deine Pedale müssen fest montiert sein — kein Wackeln, kein Spiel. Bei Load Cell oder hydraulischen Pedalen wirkt erheblicher Druck.
- Verwende eine stabile Pedalplatte oder ein Cockpit mit starker Pedalaufnahme. Lose Standlösungen (z. B. einfache Anti-Slip Matten) reichen oft nicht aus. Racemarket.net Sim Equipment+1
- Achte auf den Winkel der Pedale – ein zu steiler oder zu flacher Winkel kann dein Bein ungünstig belasten. Für Rally- oder Allround-Setups empfiehlt Fanatec typischerweise 35° bis 45° Pedalwinkel. FANATEC
- Sicherung und Verstärkung: Ggf. mit Bolzen, Winkeln oder Versteifungen – insbesondere bei härterem Bremsverhalten nötig.
Sitzposition & Beinmechanik
- Deine Sitzposition muss so sein, dass dein Bein beim vollständigen Betätigen des Pedals nicht vollständig gestreckt ist. Eine leichte Beugung im Knie ist ideal – so arbeitest du mit Kraft statt nur Endanschlägen. driver61.com
- Der Fuß sollte möglichst stabil und ohne Schiefstellung auf dem Pedal agieren.
- Achte darauf, dass deine Ferse auf dem Boden/unter dem Pedal leicht Bodenhaftung hat – sie sollte der Drehpunkt sein, nicht dein Knöchel.
- Beim Bremsen entsteht G-Kraft Richtung vorn – dein Setup (Pedalwinkel, Montage, Fußstütze) sollte darauf Rücksicht nehmen, damit du stabil bleibst und nicht „wegrutschst“. In manchen Foren wird diskutiert, dass ein “Dead Pedal” (Ruhepedal für linken Fuß) helfen kann, den Körper gegen die G-Kräfte zu stabilisieren. OverTake.gg
Firmware / Treiber & Softwareupdates
- Lade stets die neueste Firmware für deine Pedale (z. B. Heusinkveld SmartControl, Fanatec, Thrustmaster etc.)
- Stelle sicher, dass der Treiber oder die Software korrekt installiert ist
- Manche Pedale (insbesondere Load Cell oder hydraulische Systeme) bieten kalibrierbare Druckkurven oder Voreinstellungen – nutze sie als Basis
Der Kalibrierungsprozess: Pedale einstellen Schritt für Schritt
Hier kommt der zentrale Teil: Wie du systematisch deine Pedale korrekt einstellen kannst.
1. Initiale Kalibrierung der Pedale
Dies ist der erste, grundlegende Schritt:
- Öffne die Kalibrierungsfunktion in der Hersteller-Software
- Setze den Fuß zunächst in Ruheposition (Pedal nicht berühren)
- Bestätige „Mitte (Neutral)“ oder „Start“
- Betätige das Pedal langsam bis zum Anschlag
- Bestätige den maximalen Wert
- Speichere die Kalibrierung
- Wiederhole ggf. für andere Pedale (Gas, Kupplung)
Die Hardwareresidente Kalibrierung stellt sicher, dass dein Input-Signal in einem sauberen Bereich liegt.
2. Deadzone (Totzone) konfigurieren
Deadzones sind unerlässlich, um unerwünschte Eingaben auszublenden, wenn dein Fuß leicht auf dem Pedal ruht oder zittert.
- Low-End Deadzone: Ein kleiner Bereich nahe Null (z. B. 0,5 % bis 2 %) hilft, unbeabsichtigtes „Pedalfahren“ auszuschließen
- High-End Deadzone: Kann sinnvoll sein, wenn du mit der vollen Pedalbewegung Probleme hast
- Bei Load Cell Pedalen oft etwas höhere Deadzones sinnvoll, um kleine Schwankungen auszublenden
- Im Spiel oder in der Firmware kannst du diese Werte feinjustieren – aber übertreibe es nicht, sonst verlierst du Präzision
Driver61 betont, dass Deadzones helfen, „Pedal-Riding“ zu vermeiden – also wenn dein Fuß ständig leichte Eingaben macht. driver61.com
3. Druckkurve / Kraftabstufung (Brake Curve / Throttle Curve)
- Für das Bremsen: Bei Load Cell oder hydrauilschen Pedalen kannst du eine progressive Kennlinie einstellen, damit der Widerstand gegen Ende stärker wird
- Für das Gas: Eine lineare oder leicht progressive Kurve sorgt für gleichmäßiges Ansprechverhalten
- Achte darauf, dass die Kurve deinem Input-Gefühl entspricht – teste mit verschiedenen Streckenbedingungen
- Oft ist ein stufenloses Setup (keine harte Linie) angenehmer
4. Maximale Ausschläge / Endpunkte
- Der kalibrierte maximale Ausschlag sollte mit dem Pedal-Endpunkt übereinstimmen
- Wenn dein Pedal bei vollem Durchdrücken nicht den vollen Signalbereich erreicht, kann das zu gedrosselten Eingaben führen
- Prüfe, ob in der Firmware oder Ingame-Einstellungen ein „Max Input“ oder „Sättigungsgrad“ vorhanden ist
5. Feintuning im Spiel
Nachdem die Hardware- und Firmware-Kalibrierung steht, geht’s ins Spiel:
- In vielen Simulatoren kannst du die Pedale nochmals kalibrieren
- Setze dort möglichst identische Deadzones und Kurven (oder lasse die Spiel-Defaults, wenn du bereits in der Hardware optimiert hast)
- Teste in einem Time Trial / Qualifying unter gleichen Bedingungen
- Achte auf Konsistenz: Wenn dein Bremsweg unvorhersehbar schwankt, musst du zurück zum Feintuning
6. Iterieren & testweise Anpassungen
- Ändere niemals viele Parameter auf einmal – arbeite in kleinen Schritten
- Speichere Profile (z. B. „Trocken“, „Regen“, „GT3“, „Formel“)
- Fahre Vergleichsrunden – keine großen Reglementwechsel gleichzeitig
- Wenn du auf eigenartige Verhaltensweisen stößt (z. B. Sprünge, Abreißen, Deadzone-Offset), gehe konsequent zurück zu Hardware-Kalibrierung und wiederhole
Spezielle Anpassungen für verschiedene Pedaltypen
Nicht jedes Pedalsystem ist gleich. Je nach Technik (Potentiometer, Load Cell, Hydraulik) gelten unterschiedliche Ansätze.
Potentiometer-Pedale
- Häufig in Einsteigersets (z. B. Logitech-Pedale, ältere Thrustmaster) verwendet
- Reagieren auf Positionsänderung, nicht auf Druck
- Eher einfache Kalibrierung: Gerade Stellung, Endpunkte, kleine Deadzone
- Bremskurve oft über Spiel definiert, nicht über Druck
- Weniger Feinfühligkeit – man muss etwas großzügiger Deadzone und Kurvenwahl wählen
Load Cell Pedale
- Messen Druck, nicht Position – realistischeres Verhalten
- Bieten oft die Möglichkeit, Druckkennlinien einzustellen
- Deadzone, Low-End und High-End Bereiche besonders kritisch
- Bei zu steifer Kennlinie kann Bremsen schwierig werden
- Einige Nutzer berichten, dass sie zwischen 30 und 50 kg Bremsdruck als gute Basis nutzen (abhängig von Pedal-Hersteller) OverTake.gg+1
Hydraulische Pedale
- High-End Lösung mit Fluiddruck und oft einstellbaren Dämpfungen
- Kombination aus Druck und Bewegung (Position)
- Erfordern genaues Pedale einstellen, da jede Abweichung deutlicher spürbar ist
- Meist feine Justierung von Kennlinien, Dämpfung, Totzonen notwendig
Praxisbeispiele & Szenarien
Hier ein paar typische Setups und Herangehensweisen für gängige Simulatoren und Fahrzeugtypen:
Beispiel: iRacing Setup
- Kalibriere zuerst im Firmware / Pedal-Tool
- Setze Deadzone für Bremsen: 1 % – 3 %
- Höchstwert (Max Input): ggf. 90 % für Reserve
- In iRacing: Pedal Calibration → Presse maximal und minimal
- Für Load Cell: Force Factor auf 0,00 setzen (lineares Verhalten) empfohlen von Driver61 driver61.com
- Teste im Qualifying und passe Kurven-Einstellungen an
Beispiel: GT / Sportwagen (z. B. ACC, Assetto Corsa)
- Pedalwinkel flacher (ca. 35–45°) für komfortables Bremsen und Gasgeben
- Bremskurve progressiv, leicht, so dass du bei 50 % Pedaldruck schon die Hälfte Bremskraft hast
- Deadzone niedrig (≤ 1 %)
- Max Input nahe 100 %, damit du den vollen Bremsweg nutzen kannst
- Test unter verschiedenen Reifen- & Rennbedingungen
Beispiel: Rally / Allrad
- Schräger Pedalwinkel möglich (~ 40°) für besseren Seitenwechsel
- Brems-Deadzone etwas großzügiger, um kleine Inputs zu ignorieren
- Gaspedal evtl. mit aggressiverem Ansprechverhalten (weniger Totzone)
- Pedalposition & Abstand so wählen, dass du mit dem linken Fuß bremsen kannst (Left-Foot Braking) FANATEC
Tipps & Tricks für optimales Pedal-Setup
Sicherheit & Stabilität
- Kontrolle der Pedalbefestigung vor jedem längeren Rennen
- Verstärkung oder Unterlage hinter Pedalen, um Hochziehen zu verhindern
- Wenn Pedale verrutschen, sind feinste Einstellungen nutzlos
Komfort & Ergonomie
- Verwende Pedalauflagen (Gummi, Silikon), um Rutschen des Fußes zu vermeiden
- Achte auf geeignete Schuhwahl (nicht zu schmal, nicht zu glatt)
- Vermeide Muskelermüdung: Pedalweg sollte nicht zu lang sein
Anpassung bei Symptomen
- Wenn dein Bremswert springt (signal fluktuiert): Deadzone erhöhen oder Hardware-Kalibrierung neu durchführen
- Gas ruckt: Curve anpassen oder Game-Ingame-Anteil kontrollieren
- Pedal reist bei hohen Lasten aus: Pedalbefestigung prüfen, Verstärkung nutzen
- Uneinheitliches Verhalten: Profilerstellungs-Tools oder Profilwechsel
Testing & Feintuning
- Fahre mehrere Runden auf der gleichen Strecke für Vergleichbarkeit
- Probiere Wet- vs. Trocken-Setups getrennt
- Ändere nur einen Parameter pro Test – z. B. zuerst Deadzone, dann Kurve, dann Endwert
- Dokumentiere deine Einstellungen und Ergebnisse (z. B. Excel oder Notiz)
Tabelle: Typische Werte & Empfehlungen beim Pedale einstellen
| Parameter / Einstellung | Empfehlung / Bereich | Hinweis / Zielstellung |
|---|---|---|
| Low-End Deadzone (Brake) | 0,5 % – 2 % | Unerwünschte Eingaben vermeiden |
| High-End Deadzone (Brake) | 0 % – 5 % | Reserve für Volleinschlag |
| Gas-Deadzone | 0 % – 1 % | Weiche Reaktion am Anfang vermeiden |
| Brems-Kennlinie / Kurve | Linear bis leicht progressiv | Realistisches Dosieren ermöglichen |
| Maximaler Input (Max Output) | 90 % – 100 % | Volle Brems-/Gasnutzung gewährleisten |
| Pedalwinkel | 35° – 45° (Generell) | Ergonomischer Fußwinkel |
| Pedal-Montagemethode | Hart verschraubt oder starr montiert | Stabilität gegen Kräfte gewährleisten |
Diese Werte sind Ausgangspunkte. Deine persönlichen Präferenzen und das Verhalten deines Setups können davon abweichen.
Häufige Fragen (FAQs) rund um das Pedale einstellen
Brauche ich überhaupt Deadzones?
Ja – sie helfen dabei, minimale unbewusste Eingaben oder mechanisches Spiel zu eliminieren. Ohne Deadzone kann das Pedal „zucken“. Aber zu große Deadzone verringert Präzision.
Kann ich mit Load Cell und hydraulischen Pedalen genauso einstellen wie mit Potentiometern?
Grundsätzlich ja – aber der Unterschied liegt darin, dass Druckmessung (Load Cell / Hydraulik) empfindlicher reagiert, sodass du oft kleinere Toleranzen und feinere Kurven benötigst.
Wie oft sollte ich neu kalibrieren?
Nach Hardwarewechseln, Firmware-Updates oder wenn du merkst, dass dein Setup unruhig reagiert. Im Alltag genügt meist 1× pro Monat oder vor längeren Sessions.
Was tun, wenn mein Pedal beim Betätigen abhebt oder verrutscht?
Montiere zusätzlich mit Bolzen, verstärke die Halterung oder benutze Gegenstützen hinter den Pedalen, um Druck aufzunehmen. Auch Anti-Rutsch-Materialien helfen wenig bei starkem Druck.
Können sich Ingame- und Firmware-Kalibrierung widersprechen?
Ja – wenn du in der Firmware hohe Deadzones oder Kurven hast und im Spiel andere Werte setzt, kann das zu Inkonsistenzen führen. Es ist ideal, möglichst konsistente Werte in beiden Ebenen zu verwenden.
Fazit & Handlungstipps
Wenn du diesen Leitfaden zum Thema Pedale einstellen sorgfältig durchgehst, wirst du dein Pedalsetup auf ein neues Level heben: von wackeligen, unpräzisen Eingaben hin zu kontrollierter, konsistenter Brems- und Gassteuerung.
Fasse hier die wichtigsten Schritte zusammen:
- Sorge für eine stabile, fest montierte Pedalbasis
- Stell deine Sitzposition und Beinmechanik ergonomisch ein
- Aktualisiere Firmware / Treiber
- Kalibriere initial (Mitte → Anschlag)
- Setze passende Deadzones
- Wähle eine sinnvolle Kennlinie (Brems- / Gaskurve)
- Synchronisiere Maximalwerte / Endpunkte
- Feintune im Simulator mit kleinen Änderungen
- Teste, optimiere und iteriere nach Bedarf
- Speichere Profile, dokumentiere Ergebnisse
Jetzt ist dein Auftrag: Setze gleich heute dein optimiertes Pedalsetup um. Kalibriere, passe an, teste auf deiner Lieblingsstrecke – und spüre den Unterschied. Dein Setup wird stabiler, deine Bremsen gleichmäßiger, dein Gas ruhiger.
Wenn du willst, kann ich dir auch speziell helfen mit einem Pedalsystem (z. B. Heusinkveld, Fanatec, Moza) oder für ein bestimmtes Rennspiel (z. B. iRacing, ACC). Sag Bescheid – ich helfe dir gern weiter!

